Oktober 23, 2021

„Sobald du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenze“ Zum vierten Jahrgedächtnis meiner Priesterweihe in Mannheim 23.10.2021

Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.


Evangelium Markus 10,46b-52

In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho verließ, saß
am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von
Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele befahlen ihm zu
schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Vienna International Religious Centre http://www.virc.at Lektionar II/B 2020 ©2020 staeko.net
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur
Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und
Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte
sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er
sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach.


Zum Nachdenken
Als ein mögliches Schlüsselwort über der heutigen Evangeliumsstelle könnte das Wort „Ver-Wandlung“ stehen – in
einer schlicht erzählten Heilungsgeschichte wird deutlich, wie sich ein dem Untergang nahes Leben zu neuer Kraft
wandelt, wie ein Mensch seine Lebensmöglichkeit zurückerhält, kurz, wie beschädigtes Leben geheilt wird zu einem
„Leben in Fülle“. Und dies, weil Mut gegen alle Mutlosigkeit, Glaube und Vertrauen gegen alle Widrigkeiten am
Anfang der Entwicklung stehen.
Ein blinder Bettler nimmt sein Schicksal in die Hand und setzt sich gegen den Widerstand der Menge und ihre
Verachtung durch sein lautes und beharrliches Bitten durch. Ein Blick auf die Einzelheiten dieser Geschichte kann uns
jene Schritte und Bedingungen lehren, die wesentlich und notwendig für jeden Heilungsprozess sind.
Zunächst fällt auf, dass Bartimäus umso lauter schreit, je mehr Widerstand ihm entgegengesetzt wird. In der
Sehnsucht nach der Heilung von unseren Verletzungen können wir gar nicht laut genug zu Gott schreien, unabhängig
von der Meinung anderer über uns. Der sitzende Bartimäus kann ein Bild für das „Geerdet-Sein“ darstellen; diese
Verwurzelung zu Beginn ist wichtig, weil sie jene Offenheit und Empfänglichkeit bewirkt, die wahrnimmt, dass da
einer kommt, der die Fähigkeit hat, ihn zu heilen. Aber in dem Augenblick, wo er seine Chance spürt, braucht es auch
die Bereitschaft, sich vom Boden zu erheben und all jenen Ballast abzuwerfen, der ihn bisher niedergedrückt hat,
zeichenhaft ausgedrückt im Mantel. Weiters ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was Jesus ihm tun soll – dazu
braucht es die Offenheit und den Mut, die Krankheit zu benennen, der Verletzung ins Auge zu blicken. Und zu guter
Letzt braucht es auch das Vertrauen, dass Jesus ihn wirklich heilen kann.
Zusätzlich wird der Glaube des Bartimäus gestärkt durch die Worte jener, die, trotz der Menge, die den Blinden
hindern will, sein Vertrauen in Jesus unterstützen und Seinen Auftrag, ihn herbeizurufen, wahrnehmen: „Hab nur Mut,
steh auf, er ruft dich.“
„Hab nur Mut“: Es ist auch das Wort Jesu an Petrus, der versucht, über das Wasser zu gehen. „Getrau dich“ steht in
einer Übersetzung, die sich müht, dem griechischen Originaltext möglichst nahe zu kommen. Es ist die Ermutigung
und Bestärkung, die darum weiß, dass es aus jeder ausweglos scheinenden Situation einen Weg gibt, auch wenn wir
seinen Verlauf am Anfang noch nicht kennen.
„Steh auf“ sagen die Menschen weiters. Jede Heilungsgeschichte ist ein Wagnis. Ebenso wie des Anfangsglaubens
bedarf es auch der Eigeninitiative, die bereit ist, den Mantel des Misstrauens, des Zweifels, der Mutlosigkeit
wegzuwerfen. Ganzheitliche Heilung kann nur geschehen, wo der Mensch seine Zwänge und Schuld ablegt, um dann
aufrecht zu stehen und das Risiko eines neuen Anfangs zu wagen.
„Er ruft dich“: auch dieses Gerufen-Sein in die Nähe Gottes lässt Bartimäus sich von anderen sagen. Wie wesentlich
ist es, einander zuzusagen, dass wir in die Nähe und Gegenwart Gottes gerufen sind, der wirklich und wahrhaftig
unsere Heilung will und auch bereit ist, sie uns zu schenken! Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben als ChristInnen,
aneinander Anteil zu nehmen, mitzuleiden an den Defiziten in der Lebenswelt von Menschen und mitzuarbeiten an der
Überwindung dessen, was menschliches Leben erschwert und unmöglich macht. Wobei es nicht unsere Aufgabe ist,
die Welt mit unserem Einsatz allein zu erlösen. Unsere Aufgabe ist es, die notwendigen und möglichen Schritte zu
gehen. Die endgültige Heilung und Erlösung ist Geschenk Gottes. In Hoffnung und Zuversicht geht Bartimäus den
ersten Schritt, im Vertrauen, dass Gott den letzten tut.
„Sobald du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenze.“ (Kyrilla Spiecker)

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Mai 28, 2023

April 15, 2023

Eine alte Dame, gefragt, was ihr an Ostern an derAuferstehung JESU wichtig sei... Ihre Antwort: „Was ER dem Todgetan hat.“ Doch was hat ER ihm angetan?Ich lud sie ein, den Tod zu zeichnen, wie sie ihn sähe. Dieses Bildentstand: „Das ist der Todesengel, gewaltiger Bote des EINEN.Immer wieder flüsterte er Menschen eigenmächtig dunkle Gedan-ken ins Ohr, Gedanken der Angst. Als JESUS dann den untreuenBoten des Todes unten traf, schloss ER ihm den Mund. Nun kanner keinen mehr ängstigen. `Hab keine Angst, gib mir die Hand,ICH führe dich ́ ist nun die Losung. Erlösung ist das Wort, das seitOstern gilt. Wir beten doch: `Hinabgestiegen in das Reich desTodes ́. Wenn Welt und Kosmos SEINER voll sind, dann auch dieGräber.“

Der Tod

kann sich

seit Ostern

sich selbst

seiner eigenen Existenz

nicht mehr sicher sein

Kein Verlass mehr auf ihn

die Auferstehungshoffnung

ist ein himmlisches Foul

gegen den Verderber

Seit Ostern

steht es 6:1

gegen den Tod

Seit Ostern

muss der Tod

mit dem Leben rechnen

Februar 12, 2023

Wohl geborgen

In Deiner unermesslichen Liebe, Gott, bin ich geborgen,

auch gekränkt, ausgeschlossen und erniedrigt.

Mir fehlt

die Kraft

zu vergeben

mir selbst und anderen

Wenn ich alleine bin

bin ich nicht allein

mein Gefühl

suggeriert

es sei, was nicht ist

Unermesslich ist Deine Liebe

die -bereits dem Mutterschoß entsprungen-

mein Leben wie ein roter und schwarzer Faden durchzieht

Ich danke Dir

für alles was sich mir auf Erden schenkt
Vor Dir

will ich

mit Deinen Engeln singen und spielen

und bitte Dich
Stärke meinen Glauben

an Dich -mich- und die anderen

damit ich spüre und erfahre

dass Du da bist

selbst

wenn ich meine

dass Du Dich mir entziehst.

Januar 29, 2023

Kairos-die Zeit des irdisch-Ewigen

Kairos ist himmelszeit

Selig-makarios-Schalom

unübersetzbare platzhalter

für die Gegenwart des Einen

Unaussprechlichen

Unfassbaren

und Unbegreiflichen

der Ewigkeit

mitten im Hier und Jetzt

die Erfüllung gottnaher Menschlichkeit 

und menschennaher Göttlichkeit

als Tautologien des einen Wesens

nicht mehr als

nur einen Atemzug lang

Himmel auf Erden 

Oktober 1, 2022

August 1, 2022

Nicht wir machen Erfahrungen…

sondern unsere Erfahrungen „machen“ uns… Eugéne Ionesco

Traumata uunterliegen allenfalls in begrenzter Weise dem Zwang des Vergessens, allenfalls der Ausblendung, der Sprachlosigjeit und der Wiederholung. Insofern innern sie mit vergehender Zeit zunehmend. Traumarbeit will dieses Erinnern heilsam beeinflussen.

Juli 28, 2022

Veränderungen

Sie sagen

jetzt endlich müsse sich etwas ändern

im System
Corona mache es möglich

das Frühere, das falsch sei

und doch so selbstverständlich

zu drehen, wenden, über Bord zu werfen, neu aufzubauen-

die Welt schöpfungsfreundlicher und gerechter zu machen

als vor dem Virus

Lebten wir nicht schon Jahre und Jahrzehnte zuvor

in verschiedenen Pandemien zugleich

ohne uns dessen bewusst zu sein

höchstens die Feinfühligen

aber die wurden und werden krank

inmitten der

alltäglichen Pandemie des Alleskönnerglaubens

der grenzenlosen Ichsucht

Nun endlich

ändere sich alles

wenn wir nur

nach dem mutierten Strohhalm aus Bambus greifen

den das Virus in unser gesellschaftliches Bewusstsein spült

Hoffentlich

überlebt das Virus

nicht diese Hoffnung

Juli 28, 2022

Göttliche Gesetze

Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge

in der Welt

müssen wir warten

da gehts nicht im Sturm

sondern nach den göttlichen Gesetzen

des Keimens und Wachsens und Werdens

Pfr. Dietrich Bonhoeffer

Juli 28, 2022

GEDANKE ZUM TAG

Wir können den Wind nicht ändern,

aber die Segel anders setzen

und überlegen, ob und wo und wann

wir im Boot Platz nehmen

und

mit wem

Vielleicht

lohnt auch ein Blick

oder die Berührung

mit dem Wasser

Fußspitzenkalter Schauer

möge Dich ermutigen

Deinen Platz zu finden

Juli 27, 2022

Gebet

Zwischen den Zeilen

treffe ich Dich

zwischen den Zeilen

triffst Du mich

immer dann

wenn es gerade nicht erwarte

wenn ich Worte lese oder höre

von Menschen ersonnen

doch aus Deinem Herzen stammend

bist Du plötzlich da

erinnerst mich

an Deine Zuwendung in der Trauer

an meine zögerlichen Entschlüsse

an Menschen, die auf mich warten

Zwischen Deinen Zeilen, Gott,

steht vieles geschrieben

Manchmal zeigt sich Dein Gesicht

Deine Handschrift

zwischen den Zeilen

unvermutet, plötzlich und

unerwartet nah

Darum bete ich mit Salomo

Gib mir ein hörendes Herz

damit ich Dich nicht verpasse

sondern auf Dich treffe

und Du mich triffst

mit dem rechten Wort

zur rechten Zeit

damit Leben nicht ungel(i)ebt bleib

und Hoffnung unaufhörlich singe und tanze

zwischen den Buchstaben

zwischen den Zeilen meines Lebens

MS nach Alexander Holzbach